Tortenregel → Englisch, Italienisch.
Die Tortenregel ist ein Mutator (Metaregel), die in vielen abstrakten Strategiespielen benutzt wird. Sie lautet weie folgt:
Nachdem der erste Spieler seinen ersten Zug gemacht hat, kann der zweite Spieler entweder:
- Den Zug so lassen, dann bleibt er der nachziehende Spieler -- oder
- er kann den Platz tauschen, in dem Fall ist er nun der anziehende Spieler und sein Gegner macht nun seinen "ersten" Zug. Tatsächlich wird der nachziehende Spieler dadurch zum anziehenden Spieler, so als wenn er begonnen hätte zu spielen; die Partie wird also mit vertauschten Rollen fortgesetzt.
Die Spielregel hat ihren Namen von dem uralten Problem bekommen, bei dem es darum geht, eine Torte gerecht aufzuteilen. Wenn du jemandem misstraust (z.B. deiner jüngeren Schwester), wie stellst du sicher, dass du ein gutes Stück Torte bekommt? Die Antwort ist ähnlich wie bei dem genannten Beispiel: Lass sie die Torte teilen und nimm das Stück, das dir gefällt. Wenn sie versucht dich hereinzulegen und ein Stück viel größer als das andere ist, wirst du sicher das größere Stück aussuchen; es ist in ihrem eigenen Interesse, die Torte so zu schneiden, dass die Teile etwa gleich groß sind.
Die Tortenregel gleicht einen Anzugsvorteil aus. Wenn es bewiesen ist, dass der erste Spieler bei perfektem Spiel die Partie gewinnt, führt diese Regel rein theoretisch dazu, dass nun der zweite Spieler einen sicheren Sieg hat (je nach dem, ob er die Seiten tauscht oder nicht), aber in der Praxis ist das Ergebnis, dass der anziehende Spieler einen Zug machen wird, der weder zu stark noch zu schwach ist und der nachziehende Spieler wird entscheiden müssen, ob der erste Zug wirklich einen Vorteil hat, der Sinn macht zu tauschen.
Die Tortenregel in Mancalaspielen
Die Tortenregel ist wahrscheinlich von den Bedawi im nordöstlichen Afrika erfunden worden, die diese Regel bereits 1909 in Mangala verwendeten, ihrem traditionellen Mancalaspiel.
Es ist auch eine Standardregel in 55Stones, einem modernen Spiel.
Die Tortenregel kann auf alle Mancalaspiele angewendet werden, die
- einen großen Anzugsvorteil besitzen
- gespielt werden, ohne dass gleichzeitig Entscheidungen getroffen werden
wenn der erste Zug keinem Spieler einen klaren Vorteil gibt.
Kalaha wird gewöhnlich als Kinderspiel betrachtet, da der erste Zug sehr stark sein kann. Wenn Kalaha jedoch mit der Tortenregel kombiniert wird, ist das Spiel gut ausgeglichen. Vermutlich können auch andere Mancalaspiele auf diese Weise verbessert werden.
Weitere Möglichkeiten eine Mancalapartie auszugleichen:
- In einigen indonesischen und philippinischen Spielen (z.B. Congkak und Sungka) ziehen beide Spieler simultan. Diese Regel funktioniert nur in mehrschrittigen Spielen mit einem gemeinsamen Verteilungskreislauf.
- Wie im japanischen Go-Spiel bekommt der benachteiligte Spieler vorher eine bestimmte Anzahl Punkte ("Komi"), um die Partie fair zu machen. Selbstverständlich geht das nur in Spielen, die das Ziel haben, die meisten Punkte zu machen. Diese Regel wurde für Afrika vorgeschlagen.
Eine modifizierte Tortenregel kann in Space Walk auch dazu benutzt werden, um zu verhindern, dass die Züge des Gegners "gestohlen" (imitiert) werden.
Die Tortenregel in anderen Spielen
Die Tortenregel ist am besten bekannt von Verbindungsspielen wie z.B. Hex, TwixT und Havannah. Orbit benutzt eine verfeinerte Tortenregel, bei der die "richtige" Tortenregel eine Teilmenge darstellt, so wie Hex eine Teilmenge des Spiels Y ist. Die verfeinerte Tortenregel verkompliziert das Spiel erheblich. Der anziehende Spieler macht eine bestimmte Anzahl von Zügen (3 in dem Fall), aber da es in Orbit erlaubt ist, auf den Zug zu verzichten, könnte der erste Spieler auch einfach nur einen Zug spielen, wie in der einfachsten Tortenregel.
Externe Links
Quellen
- Browne, C.
- Hex Strategy: Making the Right Connections. A K Peters, Ltd., Natick MA, USA 2000.
- Schmittberger, R. W.
- New Rules for Classic Games. Wiley, New York NY, USA 1992.
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Ralf Gering
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